Wahlrecht ab 18 oder doch schon früher? Was spricht dafür und was dagegen?

In letzter Zeit sind vermutlich den meisten von euch schon die zahlreichen Wahlplakate von und mit verschiedensten Politiker:innen ins Auge gefallen.
So gut wie an jeder Straßenlaterne sind sie mittlerweile vorzufinden und werben dort mit Sprüchen und Abbildungen für ihre Partei für die anstehende Bundestagswahl am 26. September.
Sicher ist das nichts Neues für den Großteil von euch, aber so richtig auseinandergesetzt mit der ganzen Wahl haben sich vermutlich nicht all zu viele.

Wozu auch?

Wahlrecht bei der Bundestagswahl ist erst ab 18 Jahren. Zwar gibt es mit Sicherheit einige unter Euch, die bereits ihren achtzehnten Geburtstag feiern durften, aber das dürfte nur ein kleiner Teil unserer Schule sein.
Immer wieder kommt es auf Social Media etc. zu Diskussionen, ob man dieses Mindestalter nicht auf sechzehn runtersetzten sollte. 
Es gibt viele Punkte, die dafür sprechen, keine Zweifel, aber eben auch einige, die eben auch dagegen sprechen. Am besten schauen wir uns das Ganze mal aus unterschiedlichen Sichtweisen an.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

kontra

Vieler Hinsicht nach spricht unter anderem der starke Gebrauch Social Medias der Jugendlichen gegen das Wahlrecht bei der Bundestagswahl ab 16.
Gerade in der heutigen Zeit ist es nicht gerade schwer, einen eigenen Beitrag bei Instagram und Co. möglichst glaubwürdig und echt wirken zu lassen, sodass oftmals viele Fake News zum Thema Politik im Umlauf sind. Gerade diese machen es schwer, sich eine komplett eigene Meinung zu bilden, da man in vielen Fällen nicht die Wahrheit von einer Lüge unterscheiden kann.
Klar, kann man in diesen Fällen einfach auf einer professionellen Seite (wie zum Beispiel www.bundestagswahl-2021.de) nachschauen, was jetzt falsch Informationen sind und was nicht, aber nur die wenigstens, nicht in Politik interessierten Jugendlichen machen das eben auch. So kommt es dazu, dass die Meinung der Jugendlichen leicht beeinflussbar ist, weshalb es sich als schwierig erweisen könnte, sie als Wähler in die Bundespolitik mit einzubeziehen.

pro

Ein Punkt für das Wahlrecht ab 16 wäre allerdings die Tatsache, dass Jugendliche in der Politik oftmals nicht ernstgenommen werden. Durch das Wahlrecht könnten sie ohne Probleme ihre eigene Meinung einbringen und so in ihrem Land mitbestimmen, denn schließlich ist das genau der Punkt, der die Demokratie ausmacht.

Wir Jugendlichen sind wortwörtlich die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland und haben auf viele Dinge eine ganz andere Sichtweise, die ältere Wähler gar nicht haben können, einfach weil sie nicht in unserem Zeitalter aufgewachsen sind und vieles nicht nachvollziehen können. Es ist wichtig, dass auch eben diese Sichtweise beachtet und möglichst auch umgesetzt wird.

Natürlich kann man jetzt sagen, dass Jugendliche nicht an der Politik interessiert und viel zu wenig informiert sind, aber stimmt das wirklich so?

Eine Studie (https://www.dkhw.de/schwerpunkte/beteiligung/umfrage-zum-politischen-engagement-von-jugendlichen/) des deutschen Kinderhilfwerkes zum politischen Engagement von Kindern und Jugendlichen zeigt, dass 59% der zwischen 10 und 17 Jährigen gerne bei politischen Dingen, die die Schule betreffen, mitbestimmen würden.
Und sind wir mal ehrlich: Jugendliche, die live miterleben, wie es sich in der Schule heutzutage mit den deutschen Schulsystem etc. abspielt, haben, wie vorhin bereits erwähnt, eine ganz andere Sichtweise als Politiker oder Erwachsene, die vor 30/40 Jahren das letzte Mal den Schulunterricht besucht haben. Sie wissen viel genauer, was verbessert werden müsste, weil sie einfach hautnah dabei sind und dies so auch viel besser beurteilen können.
Allerdings muss man dazu sagen, dass die Studie leider tatsächlich ergeben hat, dass jeder zweite NICHT an Politik interessiert ist. Dass das viel zu viel ist, ist wohl klar.

Aber auch dagegen kann man etwas tun!

Man könnte in Schulen mehr (Inter-)Aktionen starten, die etwas mit Politik zu tun haben und so den Jugendlichen zeigen, dass Politik alles andere als langweilig ist.
Zum Beispiel auch durch die sogenannte „Juniorwahl„, die auch zur diesjährigen Bundestagswahl an vielen deutschen Schulen angeboten wird.
Die Juniorwahl ist ein Projekt, das Jugendlichen helfen soll, zu verstehen, wie genau die Demokratie in Deutschland funktioniert.
Nimmt eine Klasse oder gar eine ganze Schule an diesem Projekt teil, läuft es wie folgt ab:

Die Juniorwahl


Die Lehrer:innen bekommen gute fünf Monate vor der offiziellen Wahl Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt, um die Kinder und Jugendlichen auf den Wahlakt vorzubereiten.
So wird das Thema auch im Unterricht durchgenommen und die Teilnehmenden werden genügend informiert, um sich eine Meinung bilden zu können.
Dann, fünf Monate später, ist der sogenannte „Wahlakt“ an der Reihe, bei dem die Schüler:innen ihre Stimmzettel bei der eigens von Schüler:innen organisierten „Wahl“ abgeben können.
Die Stimmen werden genau wie bei der echten Bundestagswahl ab 18 am Wahlsonntag veröffentlicht. Doch auch nach diesem Wahlsonntag ist das Projekt noch nicht beendet. Sowohl die Ergebnisse, als auch der Ablauf und die Wahl werden gemeinsam mit den Schülern ausgewertet.
Insgesamt dient die Juniorwahl also zur Probe für die Zukunft, damit die Jugendlichen, sobald sie das Wahlrecht haben, gut informiert und gebildet ins echte Wahllokal gehen und dort ihre Stimme abgeben können.

Wenn insgesamt ähnliche Aktionen auch außerhalb der verschiedenen Wahlen unterrichtsintern durchgeführt werden würden, würde vermutlich nicht nur das Interesse der Jugendlichen an Politik um einiges erhöht werden, sondern auch die Informationsquote würde steigen, sodass der Punkt, dass Jugendliche zu wenig Informationen über Politik hätten und zu unreif für eine so große Verantwortung wären, nicht mehr allzu ausschlaggebend gegen die Absenkung des Wahlrechtes ab 16 stehen würde.

Maja (8.)

Quellen und weitere Informationen:
-Studie: www.dkhw.de/schwerpunkte/beteiligung/umfrage-zum-politischen-engagement-von-jugendlichen
– Juniorwahl: https://www.juniorwahl.de/juniorwahl-btw-2021.html
– Allgemeines zur Bundestagswahl: https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2021.html , https://www.bundestagswahl-2021.de/